Mietbelastung in Deutschland steigt immer weiter
Die Nettokaltmieten sind in den deutschen Metropolen (A-Städte) um 70 Prozent teurer als vor 13 Jahren. Die Mietbelastung einkommensschwacher Haushalte liegt deutschlandweit bei 31 Prozent. Und: Die Mietentwicklung hängt die Einkommensentwicklung vor allem im Süden ab. Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer neuen Untersuchung des Wirtschafts- und Immobiliendatenanbieters empirica regio GmbH. Unser Fazit: Auf den Wohnungsmarkt kommen große Herausforderungen zu. Der Bedarf nach neuem und bezahlbarem Wohnraum in Deutschland wächst weiter. Und: Wer kann, bleibt in der eigenen Wohnung.
In allen Regionen und Städten ist die Mietbelastung der Haushalte signifikant gestiegen. Das ist das Ergebnis einer unserer neuen Untersuchungen, die wir an dieser Stelle vorstellen möchten. Danach geben Haushalte mit einem mittleren Einkommen bei Abschluss eines neuen Mietvertrages im Durchschnitt rund 24 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Miete aus, in den Metropolen sind es sogar beinahe ein Drittel. Zwischen 2012 und 2022 stieg die Mietbelastung damit bundesweit um rund 2 Prozentpunkte von 22 auf 24 Prozent. In den großen Metropolen wuchs die Belastung im gleichen Zeitraum von 30 auf 34 Prozent.
In der Untersuchung wurden sowohl die Haushaltseinkommen und die resultierende Mietbelastung von Haushalten mit einem mittleren Einkommen (Medianeinkommen) sowie von Haushalten, deren Einkommen an der Schwelle zum unteren Drittel der Einkommensverteilung liegt, berücksichtigt.
In der zweiten Gruppe werden somit Haushalte betrachtet, die zwar über ein geringeres Einkommen verfügen, das aber noch oberhalb der Grundsicherung liegt. Beiden Einkommensgruppen wird die durchschnittliche inserierte Nettokaltmiete für eine Mietwohnung mit 60 bis 80 m2 gegenübergestellt. Die Mietbelastung bezieht sich somit auf die zu erwartende Belastung bei Abschluss eines neuen Mietvertrages und nicht auf bestehende Mietverträge. Kalte und warme Nebenkosten werden in der Analyse nicht betrachtet.
Starker Anstieg der Mieten insbesondere in den Metropolen
Signifikante Entwicklung: Generell haben wir in wachstumsstarken Regionen, insbesondere im Süden Deutschlands und um Berlin herum, einen starken Anstieg der Mietpreise festgestellt, die sich hier zunehmend von den Einkommenszuwächsen entkoppelt haben. Insbesondere 2022 sind die Mieten in vielen Regionen auch noch einmal stärker gestiegen als in den Vorjahren. Eine Folge: Wer kann, bleibt bei dieser Entwicklung erst einmal in seiner bisherigen Wohnung. Schwierig wird es dann für die Haushalte, die umziehen müssen.
Unter der Mietentwicklung leiden besonders einkommensschwache Haushalte, so das Ergebnis unserer Untersuchung. Mit einem Einkommen an der Schwelle zum unteren Drittel der Einkommensverteilung gibt ein Haushalt im Jahr 2022 im bundesweiten Durchschnitt rund 31 Prozent des Haushaltseinkommens nach einem Umzug für die Miete aus und damit 3 Prozentpunkte mehr als noch 2012. Bis 2021 lagen die durchschnittlichen jährlichen Veränderungsraten bei den Mieten bundesweit mit 3,4 Prozent nur geringfügig über der Einkommensentwicklung an der Schwelle zum unteren Drittel (2,8 Prozent pro Jahr). Von 2021 auf 2022 stiegen die Mieten jedoch im Durchschnitt um 5,8 Prozent, die Einkommen dieser Gruppe nur um 2,2 Prozent.
Mietpreisdynamik wird zur Belastung für einkommensschwache Haushalte
Unser Fazit lautet deshalb: Auch wenn es Ausnahmen gibt, wird die hohe Mietpreisdynamik seit 2021 zunehmend zur Belastung insbesondere für einkommensschwache Haushalte. Wenn diese Haushalte umziehen müssen, dann drohen erhebliche Mehrbelastungen. Gleichzeitig sehen wir einen Anstieg der Lebenshaltungskosten, der die Mietpreisentwicklung nochmals deutlich überschattet. Das dann noch verbleibende Budget wird kleiner. Deshalb brauchen wir dringend ein erhöhtes Angebot und bezahlbaren Wohnraum, um hier Entlastung zu schaffen.